Das Magazin für Medizinische Fachangestellte

Neues Lernprogramm Quickcheck DMP

DMP-Tipps für die Praxis

Seit mittlerweile 20 Jahren gehören Disease-Management-Programme (DMP) zum Versorgungsangebot vieler Praxen. Sie sind ein Erfolgsmodell, doch mitunter hakt es bei den Details. Das Online-Lernprogramm „Quickcheck DMP“ für Praxen beleuchtet die wichtigsten organisatorischen Fehlerquellen und hilft bei der reibungslosen Umsetzung der Programme.
Screenshot
© AOK

Allein bei der AOK sind aktuell 3,87 Millionen Versicherte in die sechs bestehenden Programme eingeschrieben, bei allen gesetzlichen Krankenkassen insgesamt sind es 9,36 Millionen. Die DMP- Aufgaben sind in den meisten Praxisteams gut verteilt, die Abläufe eingespielt und die Patienten mit den Besonderheiten vertraut.

Doch nicht in allen Praxen läuft alles rund. Immer wieder kommt es mal zu Problemen. Hier hakt es beim Datenaustausch mit den Datenstellen, da werden Fristen nicht eingehalten und Dokumentationen verfallen. Die AOK hat daher das Online-Lernprogramm „Quickcheck DMP“ für Praxen entwickelt, das die wichtigsten Fehlerquellen beleuchtet und bei der reibungslosen Umsetzung der Programme hilft. Es eignet sich auch zur Schulung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder zur Einführung von Praxen, die neu am DMP teilnehmen.

Leitfaden zur organisatorischen Umsetzung

Der „Quickcheck DMP“ erläutert unter anderem die wichtigsten Regelungen rund um die Einschreibung der Patientinnen und Patienten, das richtige Vorgehen bei einem Arztwechsel sowie die Versandwege zur Übermittlung der Dokumentationen. Da sich diese je nach KV-Region unterscheiden können, sind in dem Programm auch spezielle regionale Informationen zu diesem Thema abrufbar. Sie finden sich im Bereich „Praxiswissen“, der umfangreiche Hintergrundinformationen zu allen Aspekten der DMP-Umsetzung enthält. Wer alle Aufgaben löst, kann sich am Ende ein Zertifikat ausdrucken, das die erfolgreiche Teilnahme am Lernprogramm bestätigt.

Ein eigener Themenblock widmet sich den Fristen zur Übermittlung der Dokumentationen an die Datenstellen. Wie lassen sich ungewollte Ausschreibungen vermeiden? Hierzu gibt das Programm ganz praktische Tipps. Denn DMP- Dokumentationen werden ungültig, wenn sie 52 Tage nach Ablauf des Quartals, in dem sie erhoben worden ist, nicht vollständig und fehlerfrei bei der Datenstelle vorliegen. Nach dieser Frist können sie nicht mehr korrigiert oder nachgereicht werden – und sie werden auch nicht mehr vergütet. Daher gibt der „Quickcheck DMP“ die Empfehlung, Dokumentationstermine an den Anfang eines Quartals zu legen. So bleibt in jedem Fall genug Zeit, Fehler zu korrigieren. Und wenn ein Patient nicht zu seinem Termin erscheint, besteht die Möglichkeit, noch innerhalb des Quartals einen neuen Termin zu vereinbaren. Hilfreich ist es, sich eine Übersicht mit allen Terminen für den Datenversand, den Eingang von Arztberichten der Datenstelle und mit den Terminen für die „Verfristung“ der Dokumentationen anzulegen. Einige Datenstellen bieten dies auch als Service für DMP-Praxen an.

Leitfäden auch zu medizinischen Inhalten

Neben dem „Quickcheck DMP“ bietet die AOK auch Informationen zu den medizinischen Inhalten der Programme an. Denn auch die inhaltlichen Vorgaben der Disease-Management-Programme werden nicht immer optimal umgesetzt. An welchen Punkten noch Nachbesserungsbedarf besteht, macht zum Beispiel der aktuelle Qualitätsbericht zur Umsetzung der DMP in der KV-Region Nordrhein deutlich.

Laut diesem Bericht sind die chronisch kranken Patientinnen und Patienten in den DMP auch während der Pandemie insgesamt weiter sehr gut versorgt worden. Allerdings erreichen vergleichsweise viele Patientinnen und Patienten in den DMP Diabetes Typ 1 und Typ 2 nach wie vor nicht ihren individuell vereinbarten HbA 1c -Wert. Zudem werden viele Patientinnen und Patienten mit Diabetes trotz der entsprechenden Überweisungs-Vorgaben des DMP nicht regelmäßig augenärztlich untersucht.

Um Praxen bei der optimalen Umsetzung dieser und anderer Inhalte der DMP zu unterstützen, bietet die AOK auf ihrer Internetseite für Leistungserbringer Leitfäden zu den DMP Diabetes und KHK sowie zu den DMP Asthma und COPD an. Unter dem Titel „DMP erfolgreich umsetzen“ informieren sie unter anderem darüber, welche Untersuchungen wie oft stattfinden sollten, wann Überweisungen zu Spezialisten vorgesehen sind und wie die DMP-Aufgaben im Team verteilt werden können. Die Auswahl der Übersichten und Informationen in den Leitfäden orientiert sich an den Qualitätszielen für die jeweiligen Behandlungsprogramme.

Die Qualitätsziele sind entscheidende Faktoren

Diese Qualitätsziele werden formuliert, um die Qualität der Umsetzung der DMP messen und objektiv beurteilen zu können. Qualitätsziele für das DMP Diabetes mellitus Typ 2 sind zum Beispiel ein niedriger Anteil von Patienten mit einem HbA1c-Wert über 8,5 Prozent. Oder ein hoher Anteil der Patienten, bei denen die Nierenfunktion jährlich überprüft wird. Für eine erfolgreiche Umsetzung des DMP Koronare Herzkrankheit spricht beispielsweise ein hoher Anteil von Patienten ohne Angina-pectoris- Beschwerden. Die medizinischen Inhalte der bestehenden Programme werden in regelmäßigen Abständen aktualisiert und auf den neuesten Stand gebracht. Wenn sich bei den Inhalten etwas ändert, informiert die AOK Ärztinnen und Ärzte mit kompakten Info-Blättern über die wichtigsten Neuerungen. Auch diese „Arzt-Infos“ sind im Gesundheitspartner-Portal der AOK kostenlos downloadbar.

20 Jahre DMP – eine Erfolgsgeschichte

Portrait

Vor zwei Jahrzehnten wurden die DMP in Deutschland eingeführt. Der Startschuss sei bahnbrechend gewesen, sagt Dr. Gabriele Müller de Cornejo (Bild), die als Projektleiterin die Programme bei der AOK mitentwickelt hat. „Denn damals fanden Arztbesuche bei dieser Patientengruppe nur anlassbezogen statt, erst wenn gesundheitliche Probleme auftraten. Heute werden die Versicherten regelmäßig und langfristig begleitet“, sagt die seit 15 Jahren in Rheinland-Pfalz niedergelassene Fachärztin für Allgemeinmedizin und Innere Medizin.

Zu den Errungenschaften der DMP zählt aus ihrer Sicht, dass die Behandlungen und Medikamente in evidenzbasierten Studien auf ihre Wirksamkeit geprüft werden. Das gewährleistet, dass sie einen gesundheitlichen Nutzen für die Betroffenen haben. „Durch die regelmäßigen Untersuchungen werden Folgeerkrankungen früher erkannt, gut behandelt und so Schlimmeres vermieden“, erklärt Müller de Cornejo. Die Einführung flächendeckender Schulungen und umfangreicher Informationen zur Erkrankung hätten ebenfalls große Wirkung gezeigt: „So wissen Menschen mit Diabetes heute viel über ihre Erkrankung, verstehen sie besser und können dadurch ihren Part für ein gesünderes Leben übernehmen.“ Das sieht auch Andreas H. so. Bei dem 55-Jährigen wurde vor vier Jahren Typ-2-Diabetes festgestellt. Nach anfänglichem Schock nahm er kurzer Zeit später an einer Schulung und einer Ernährungsberatung teil. „Mit kleinen Ausreißern habe ich meine Ernährung umgestellt und mir angewöhnt, spazieren zu gehen.“ Sein Hausarzt und sein Diabetologe unterstützen ihn, die Blutzuckerwerte gut in den Griff zu bekommen. Hinrichs ist froh, an am DMP teilzunehmen. „Ich fühle mich aufgeklärt, dadurch sicherer und mache mir keine Sorgen mehr, weil ich Diabetes habe.“